April 10

Sag mal, rede ich Suaheli?

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oder:


Warum wir sogar in unserer eigenen Sprache massive Verständigungsprobleme haben 

Zwei Beispiele:

  • Person 1: “Wie bekommen Menschen es hin, das Coronavirus zu leugnen?”
  • Person 2: “Wieso glauben fast alle an das Märchen von der Pandemie?” 

An diesen beiden Beispielen wird sehr deutlich, wie schwierig es sein kann, einander zu verstehen

Dabei gibt es noch tausende weiterer Beispiele, wo wir uns extrem schwer tun auch nur einen Funken Verständnis dafür aufzubringen. Viele davon sind weniger dramatisch, eher alltäglich, und doch ist es für uns unbegreiflich, wie man eine solche Haltung haben kann. Du fährst irgendwo vorbei und siehst ein schreiend lila Haus. Du kommst in eine Wohnung, die fast vollständig zugemüllt ist. Du siehst ein Paar, das aus deiner Sicht einfach nicht zusammenpasst. Du siehst und hörst, wie ein Vater sein Kind zusammenschreit. 

➔ Wie kommt das? 

➔ Welche Erklärungen gibt es dafür? 

Am besten taugt die Vorstellung, jeder Mensch sitzt in einer Art selbst erzeugter Blase. Jede Erfahrung aus vergangenen Tagen ist ein Molekül der Blasenwand. Manche Blasen sind klein und eng, andere groß und weit, manche hart, andere flexibel. Darin wohnen wir. In der Blase kennen wir uns aus. Dort fühlt sich alles heimatlich an. Selbst unser Ärger oder andere unangenehme Gefühle sind uns bestens vertraut.

Alles, was um uns herum passiert, muss durch die Blasenwand. Die Blasenwand ist wie ein Filter, der bestimmte Sachen durchlässt, verändert oder abwehrt. Was nicht in unsere Blasenwelt passt, wird ausgesondert und darf auf keinen Fall rein. Manches wird gar nicht wahrgenommen, anderes erleben wir wie eine Fremdsprache. Es gibt zwar etwas zu hören, aber wir verstehen nichts. Wie bei einer Fremdsprache, die wir nicht kennen. Manches Fremde kling wohltönend und schön, solange es nicht bedrohlich wirkt, nehmen wir es in unseren Blasenbauplan mit auf. Ein Liedchen oder zum Beispiel nette Folklore darf durch. 

Sind aber Teile dabei, die uns irritieren oder gar verunsichern, lassen wir sie nicht durch die Blasenwand. Drinnen soll alles so vertraut bleiben wie es ist

Themen, die uns schon früher geängstigt haben, werden am stärksten abgeblockt. So werden Beispiele von Armut, Ungerechtigkeit oder Einsamkeit, die vielleicht in unserer Kindheit eine Rolle spielten, entschärft, umgedeutet oder einfach übersehen

Wenn wir bewusst etwas Neues lernen wollen, muss es so aufbereitet sein, dass es durch die Filterblase passt. Heute würden man sagen, “es muss didaktisch gut aufbereitet sein”. Bei manchen Themen will das nur schwer oder gar nicht gelingen

Obwohl wir es uns in unserer Blase nett eingerichtet haben, wollen und müssen wir mit anderen Menschen Kontakt haben. Wir kommunizieren mit Sprache und unsere Mimik und unsere Körperhaltung unterstreichen mit Gefühlsausdruck was wir sagen wollen. An dem was aus unserer Blase heraus kommt, was wir nach Außen kommunizieren, kann man auch erkennen, wie es im Innern unserer Blase aussieht. Wenn wir zum Beispiel ein Bild, das wir gesehen haben, anderen beschreiben wollen, zeigen wir mehr vom Innern unserer Blase als vom Bild selbst.

Letztlich wird auch alles, was von Außen an uns herangetragen wird, wieder an unsere Welt angepasst. Es wird passend gemacht.

Deshalb sind wir auch am liebsten mit anderen Blasen in Kontakt, die gut zu unserer Heimatblase passen. Auf facebook kann man sehr schön beobachten wie Blasen zusammenpassen, gesäubert und ausgebaut werden. Wir lesen am liebsten Beiträge, die zu unserem Weltbild passen. Und genau das wird uns auch angezeigt. 

Das hat den Vorteil, dass wir uns bestätigt und gut aufgehoben fühlen mit diesen Informationen. Das hat jedoch auch den Nachteil, dass sich unsere Sicht auf die Welt nicht weitet und wir mitunter Mühe haben, weiterführende Zusammenhänge zu verstehen. 

Und wie jetzt damit umgehen…? 

Lass uns jetzt mal schauen, wie wir mit Sprache das Innere unserer Blase transportieren und wie wir das, was an uns herangetragen wird, an unsere Blase anpassen. 

Die wichtigsten Mittel sind:

Die Richtung / das Thema wechseln 

(was auch Rechtfertigungen und Gegenangriffe beinhaltet)

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Hey, du hast doch gestern dein neues Auto bekommen. Wie fährt es sich denn?”

Die Richtung / das Thema wechseln 

(was auch Rechtfertigungen und Gegenangriffe beinhaltet)

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Hey, du hast doch gestern dein neues Auto bekommen. Wie fährt es sich denn?”

Nah am Thema vorbeischrammen

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Mama geht’s gut, aber was ist mit deinen Kindern?” 

Nah am Thema vorbeischrammen

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Mama geht’s gut, aber was ist mit deinen Kindern?” 

Über- oder Untertreiben

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Kaum der Rede wert. Ist wie bei anderen Leuten auch.” 

Über- oder Untertreiben

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Kaum der Rede wert. Ist wie bei anderen Leuten auch.” 

Leichte Verschiebungen

(tangentiale Antwort)

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Das ist viel zu hart ausgedrückt.” 

Leichte Verschiebungen

(tangentiale Antwort)

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Das ist viel zu hart ausgedrückt.” 

Emotionen ins Spiel bringen

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Lass mich in Ruh mit diesem Thema. Das verdirbt mir die Stimmung.” 

Emotionen ins Spiel bringen

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Lass mich in Ruh mit diesem Thema. Das verdirbt mir die Stimmung.” 

Ins Detail gehen

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Na, kommt drauf an, welche Situationen du meinst. Beim Frühstück, tagsüber, beim Spazierengehen oder eher Abends? 

Ins Detail gehen

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Na, kommt drauf an, welche Situationen du meinst. Beim Frühstück, tagsüber, beim Spazierengehen oder eher Abends? 

Ins Generelle gehen

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Streitigkeiten werden gemeinhin überbewertet.” 

Ins Generelle gehen

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Streitigkeiten werden gemeinhin überbewertet.” 

Dramatisieren

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Ich glaube, ich überlebe das nicht. Irgendwann bringt sie mich um” 

Dramatisieren

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Ich glaube, ich überlebe das nicht. Irgendwann bringt sie mich um” 

Banalisieren

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Da ist nichts erbittert, wie kommst du nur auf sowas?” 

Banalisieren

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Da ist nichts erbittert, wie kommst du nur auf sowas?” 

Intellektualisieren

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Schon die alten Griechen fanden das Streitgespräch wertvoll. Ein gutes Streitgespräch lebt vom Pro und Contra.”

Intellektualisieren

“Du sag mal Papa, hast du immer noch so erbitterte Streitigkeiten mit Mama?”

“Schon die alten Griechen fanden das Streitgespräch wertvoll. Ein gutes Streitgespräch lebt vom Pro und Contra.”

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