Viktor Frankl ist mit diesem Satz weit gekommen:
Er hat als jüdischer Psychiater mehrere Konzentrationslager überlebt und hat
danach als Professor für Neurologie und Psychiatrie der Universität Wien den Menschen
geholfen, ihr persönliches Fundament im Sinn des Lebens zu suchen und zu finden.
Dieser Satz geht darauf ein, dass wir es nicht immer gut mit uns selbst meinen.
Gelegentlich sind wir in Zuständen, wo Anteile unseres Ichs aktiv werden, die wie eine Selbstverletzung wirken. Dabei kann es so weit kommen, dass unsere Gedanken uns wie in einem Strudel, tiefer und tiefer in ein Gefühl der Ausweglosigkeit hineinziehen.
Nicht nur dass es das Schicksal oder andere Menschen nicht gut mit uns meinen. Nein, auch noch wir selbst schlagen mit unseren Gedanken auf uns ein.
Es ist, als ob wir uns mit einem Hammer selbst auf den Kopf schlagen würden.

Kein Gedanke an eine Lösung scheint mehr möglich. Keine gute Idee springt uns bei, und rät uns, wie wir aus dem Schlamassel rauskommen könnten.
Interessant ist, dass wir gerade dann fest davon überzeugt sind: So denke ich, so fühle ich.
Das bin ich.
Klar wollen wir uns, gerade in gefühlsmäßigen Extremsituation, selbst verstehen. Wer bin ich
eigentlich, dass ich in so eine miese Lage geraten konnte? Danach kommt die
Schlussfolgerung, wenn ich so denke und fühle, dann bin ich das auch.
Wer soll's denn sonst sein, außer “Ich”?
Da wir keine Ahnung haben, wie anfällig und zerbrechlich diese Vorstellung von unserem Ich
ist, spüren wir nur die Bedrohlichkeit dieses Denkens und Fühlens.
Wir glauben, unser Denken und Fühlen wären wie Blätter im Wind. Wir glauben, wir hätten keinen Einfluss darauf, wohin der Wind die Blätter weht. Wir seien ausgeliefert.
So kann es passieren, dass diese Gedanken- und Gefühlsstürme uns noch tiefer in alle
möglichen Schieflagen bringen.
Anstatt dass wir erkennen, dass wir sehr wohl eine Möglichkeit haben, in das Treiben
unserer Gedanken und Gefühle einzugreifen. Im Weiteren kann es dann passieren, dass wir
unsere Lebensbedingungen noch mehr verschlechtern. Darüber dann zu jammern, hilft auch
nicht weiter.
Das Wissen, das uns fehlt, ist das Wissen darum, dass unser Denken und Fühlen
genauso Gewohnheiten sind, wie Gewohnheiten des täglichen Lebens.

So wie wir den Gewohnheiten des morgendlichen Ablaufs im Bad folgen, so folgen wir
unseren Denkgewohnheiten.
Ob das, was wir da dem Autopiloten überlassen, für uns wirklich gut oder optimal ist, wird nicht mehr überprüft. Beim morgendlichen Badezimmer-Ritual mag das nicht so gravierend sein, aber was ist mit manchen Ess- und Bewegungsgewohnheiten?
Auch bei den Verhaltensgewohnheiten können wir fündig werden, die ein oder andere schädliche Gewohnheit zu erkennen. Viel schwieriger ist dies aber bei unseren Denkgewohnheiten.
Um diesen Denkgewohnheiten auf die Spur zu kommen, braucht es Erkenntnisse, wie das
möglich ist.
Da wir unser Denken in etwa so verstehen, als wäre es das Fundament von uns
selbst, haben wir Angst dort einzugreifen. Es braucht Mut auf das eigene Denken zu
schauen.
Wir ahnen, dass manch bequeme Schlussfolgerung falsch sein könnte, aber es
eröffnen sich auch sehr attraktive Möglichkeiten, einen guten Weg für das eigene Leben zu
finden.

Und zudem: Wer sagt, dass uns unsere Gewohnheiten in Geiselhaft nehmen müssen? Es
gibt einen Menschen vor den Gewohnheiten. So sind wir auf die Welt gekommen.
Eigentlich als freie und selbstbestimmte Menschlein.
Wir mussten uns den Umständen ergeben und haben uns angewöhnt, mit dem Erlebten umgehen zu können. Das war vielleicht früher einmal hilfreich, doch jetzt, wo wir eigentlich kräftig und wandlungsfähig sind, hindern uns genau diese Gewohnheiten an unserer Selbstbestimmung.
Lass uns doch den Menschen, der nicht von seinen (schlechten) Gewohnheiten verdorben
ist, zum Vorschein bringen.
Es gibt das kreative, unbeschriebene Kind in uns, das pfiffige Lösungen entdeckt. Allerdings werden wir nur mit viel, viel Achtsamkeit und Mut einen Zugang zu diesem unverdorbenen Kern unseres Wesens finden.
Lust auf Entdeckungsreise?